Qualzuchten

Irrwege in der Rassezucht

Qualzuchten

Ein Blick auf die dunkle Seite der Haustierzucht

Die meisten Menschen haben eine große Liebe zu ihren Haustieren. Für viele Menschen sind Hunde, Katzen und andere Haustiere nicht nur Tiere, sondern vollwertige Familienmitglieder. Doch hinter dieser Zuneigung verbirgt sich oft eine beunruhigende Realität, die vielen nicht einmal bewusst ist: ihr Haustier (Hund oder Katze) stammt aus einer sogenannten Qualzucht. Dieser Begriff beschreibt Zuchtpraktiken, bei denen Tiere absichtlich so gezüchtet werden, dass bestimmte äußere Merkmale betont werden – oft auf Kosten ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens. Wir von der Tierhilfe Fünfseenland e.V. möchten nicht verurteilen, sondern aufklären. Vielleicht hilft Euch dieser Blogpost um das Thema Qualzuchten besser zu verstehen und sich das nächste Mal für ein Mischlings-Tier aus dem Tierschutz zu entscheiden bzw. sich den/die Züchter genaustens anzuschauen und nachzufragen. Was sind denn nun Qualzüchtungen? Und was können wir gemeinsam dagegen tun? Und sind Mischlinge gesünder?

Qualzüchtungen und das Leid der Tiere

Qualzucht bezeichnet die gezielte Zucht von Haustieren mit Merkmalen, die zwar als besonders ästhetisch oder niedlich empfunden werden, jedoch zu erheblichen gesundheitlichen Problemen bei den Tieren führen. Diese Merkmale können extreme Körperproportionen, deformierte Gliedmaßen, übermäßige Hautfalten oder Atemprobleme umfassen. Ein bekanntes Beispiel sind Hunde mit extrem kurzen Schnauzen, wie Mops oder Französische Bulldogge, die unter Atemnot leiden.

Die Nachfrage nach bestimmten Rassen und „niedlichen“ Merkmalen wird oft durch Medien, Werbung und Trends befeuert. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass die Merkmale, die sie bei einem Haustier attraktiv finden, tatsächlich das Ergebnis jahrelanger Qualzucht sein könnten. Züchter, die auf Profit aus sind, reagieren auf diese Nachfrage, indem sie Tiere gezielt mit bestimmten Merkmalen züchten, ohne Rücksicht auf deren Gesundheit.

Brachyzephalie bezeichnet die Züchtung von Tieren mit extrem verkürzten Schädeln und Schnauzen. Diese Merkmale finden sich häufig bei Hunderassen wie Mops, Bulldogge oder Französische Bulldogge, sowie bei Katzenrassen wie Perserkatzen. Die Tiere wirken dadurch niedlich, leiden jedoch häufig unter schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen:

  • Atemnot: Aufgrund der verkürzten Atemwege haben viele brachyzephale Tiere chronische Atemprobleme, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen können.

  • Augenprobleme: Die hervorstehenden Augen dieser Tiere sind anfälliger für Verletzungen und Infektionen.

  • Zahnprobleme: Der verkürzte Kiefer führt oft zu Zahnfehlstellungen und damit verbundenen Schmerzen und Entzündungen.

Ein weiteres Beispiel für eine Qualzucht sind Tiere mit extrem vielen Hautfalten, wie die Shar-Pei-Hunde. Diese Falten können zwar süß aussehen, verursachen aber zahlreiche Probleme:

  • Hautinfektionen: In den Hautfalten können sich leicht Bakterien und Pilze ansiedeln, die zu schmerzhaften Infektionen führen.

  • Bewegungseinschränkungen: Die übermäßige Haut kann die Beweglichkeit der Tiere einschränken und Schmerzen verursachen.

Einige Rassen werden auf extreme Körperformen hin gezüchtet, die ebenfalls zu gesundheitlichen Problemen führen können. Ein prominentes Beispiel sind Dackel, die durch ihre langen Rücken und kurzen Beine oft an Bandscheibenvorfällen und anderen Rückenproblemen leiden. Auch Scottish Fold Katzen, die aufgrund eines Gendefekts gefaltete Ohren haben, können unter schmerzhaften Gelenkproblemen leiden.

Ein weiteres Problem der Qualzucht ist die Züchtung von extrem großen Tieren, wie bei einigen Doggenarten oder Maine Coon Katzen. Diese Tiere haben oft mit folgenden Problemen zu kämpfen:

  • Gelenkprobleme: Durch das hohe Gewicht sind die Gelenke stark belastet, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.

  • Herzprobleme: Die erhöhte Körpermasse kann zu einer Überbelastung des Herzens führen.

Wenn hübsche Farben krank und taub machen

Die Züchtung auf bestimmte Fellfarben kann ebenfalls gesundheitliche Probleme verursachen. Bei Dalmatinern, die oft wegen ihrer charakteristischen Flecken gezüchtet werden, ist beispielsweise die Wahrscheinlichkeit für Taubheit erhöht. Auch Merle-Farben bei Hunden, die durch das Merle-Gen verursacht werden, können zu Hör- und Sehproblemen führen.

Die betroffenen Tiere leiden häufig ihr Leben lang unter den gesundheitlichen Problemen, die durch die Qualzucht verursacht werden. Sie sind oft auf intensive medizinische Betreuung angewiesen und haben eine deutlich verkürzte Lebenserwartung. Darüber hinaus beeinträchtigen die chronischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen ihre Lebensqualität erheblich.

Was für das Tier Leid auf Lebenszeit bedeutet, heißt für die Besitzer, sich ein Leben lang um die Gesundheit ihres Lieblings Gedanken machen und die Kosten für tierärztliche Behandlungen tragen zu müssen.

Was können wir tun?

Es gibt verschiedene Ansätze, um dem Problem der Qualzucht entgegenzuwirken:

  • Bewusstsein schaffen: Es ist wichtig, dass Tierhalter und Interessierte über die Folgen von Qualzuchten aufgeklärt werden. Nur wenn die Menschen die Auswirkungen verstehen, können sie bewusstere Entscheidungen treffen.

  • Verantwortungsvoll adoptieren: Anstatt auf bestimmte Rassen zu bestehen, könnte man auch über die Adoption von Mischlingen nachdenken. Diese Tiere haben oft weniger genetische Probleme und sind genauso liebevolle Begleiter.

  • Gesetzgebung und Tierschutzverbände unterstützen: Viele Länder haben bereits Gesetze gegen Qualzuchten erlassen oder arbeiten daran, diese zu verschärfen. Tierschutzorganisationen setzen sich weltweit dafür ein, diese Praktiken zu stoppen. Ihre Arbeit zu unterstützen, sei es durch Spenden, Freiwilligenarbeit oder die Verbreitung ihrer Botschaften, kann einen großen Unterschied machen.

  • Züchter kritisch hinterfragen: Wenn man sich dennoch für ein reinrassiges Tier entscheidet, sollte man sicherstellen, dass der Züchter verantwortungsbewusst arbeitet und die Gesundheit der Tiere über das Aussehen stellt. Zertifizierte Züchter, die gesundheitliche Tests durchführen und sich an ethische Richtlinien halten, sind der richtige Ansprechpartner.

Sind Mischlinge gesünder?

Ja und Nein. Zunächst hängt das davon ab, welche Art von Mischling hier gemeint ist. Die meisten Mischlinge auf der Hundewiese weisen in ihren Stammbäumen mehr oder weniger blaublütige Reinrasser auf. Seien es Hobbyzüchtungen oder Verpaarungen von Rassehunden, deren Eigenschaften man einfach kombinieren möchte. Für die Gesundheit dieser Hunde ist entscheidend, wie krank oder gesund die Vorfahren waren. Wer zwei mit Hüftgelenksarthrose geplagte, große Hunde verschiedener Rassen miteinander verpaart, bekommt mit großer Wahrscheinlichkeit Nachkommen, die ebenfalls an kaputten Hüften leiden. 

Mischlinge aus verschiedenen Rassen werden statistisch gesehen älter als reinrassige Hunde, dazu liegen eindeutig klinische Daten vor. Das bestätigen auch übrigens die Anbieter von Tierkrankenversicherungen, die Mischlinge sehr viel preiswerter gegen Krankheitsrisiken versichern als viele der populären Hunderassen. Viele tiermedizinische Untersuchungen bestätigen bei Mischlingen eine durchschnittliche geringere Krankheitshäufigkeit eine eine höhere Lebenserwartung.